Forschungsprojekt

Die Kirchlichkeit der kirchlichen Wohlfahrtspflege nach ihrer Entkirchlichung. Zum theologischen Programm der kirchlichen Wohlfahrtspflege

Projektträger: Universität Vechta, Zentrum für Altern und Gesellschaft

Projektleiter: Prof. Dr. Matthias Möhring-Hesse

Projektbearbeiter: Christoph Mock, Diplom-Theologe

Kooperation: Prof. Dr. Herbert Haslinger, Theologische Fakultät Paderborn
Prof. Dr. Friedrich Heckmann, Fachhochschule Hannover

Laufzeit: 2011 – 2013

Kirchliche Wohlfahrtsverbände erbringen Soziale Dienste im Auftrag sozialstaatlicher Stellen. Als kirchliche Einrichtungen erfüllen sie zudem theologisch codierte Ansprüche und genügen als Anbieter von Sozialen Diensten auch fachliche Standards. Gegenwärtig wird diese Leistung durch verschärften Wettbewerb herausgefordert. Der Sozialstaat stellt kirchliche Wohlfahrtsverbände anderen Anbietern gleich und setzt sie und ihre Mitbewerber unter Qualitäts- und Preisdruck. Im Land Niedersachsen scheint diese Entwicklung besonders weit fortgeschritten. Kirchliche Wohlfahrtsverbände werden unter diesen Bedingungen zur Modernisierung angehalten. Leistungsbereiche, Einrichtungen oder Beschäftigte lösen sie auf unterschiedlichen Wegen aus dem Zusammenhang der kirchlichen Wohlfahrtspflege heraus. Dadurch stellt sich eine "Entkirchlichung" in struktureller Weise ein.

Aber auch die Vermittlung der verschiedenen Fremdprogramme mit dem eigenen – theologischen – Programm wird für kirchliche Wohlfahrtsverbände zunehmend schwieriger. Zwar haben sich kirchliche Wohlfahrtsverbände erfolgreich modernisiert; doch wurde dabei kaum Rücksicht auf die eigenen Ziele genommen. Heinz-Jürgen Dahme, Gertrud Kühnlein und Norbert Wohlfahrt sprechen deshalb von einer nur "halben Modernisierung" der kirchlichen Wohlfahrtsverbände.

Anhand eines konkreten Falls soll untersucht werden, ob und wie die kirchlichen
Wohlfahrtsverbände und deren Einrichtungen die strukturelle und programmatische Entkirchlichung bewältigen und die Kirchlichkeit ihrer Arbeit sicherstellen. Auf dem Wege von Experteninterviews werden dazu theologische Programme der kirchlichen Wohlfahrtspflege eruiert, darüber Verständnisse von Kirchlichkeit und deren Konzepte von Kirchlichkeit sowie ihre Realisierung. Das Projekt ist disziplinär innerhalb der Katholischen Theologie verortet, dabei insbesondere innerhalb der Caritas- bzw. Diakoniewissenschaft, der theologischen Sozialethik und der praktischen Theologie.

Ein Interdisziplinärer Bezug zum Fach Soziale Arbeit, der Sozialpolitik und der Verbändeforschung ist gegeben.

Projektbezogene Veröffentlichungen:

Möhring-Hesse, Matthias (2008): Verbetriebswirtschaftlichung und Verstaatlichung. Die Entwicklung der Sozialen Dienste und der Freien Wohlfahrtspflege, in: Zeitschrift für Sozialreform, Jg. 54, Nr. 2, S. 141-160.

Ders. (2010): Gutachten zur Arbeitnehmerüberlassung beim Caritas-Verein Altenoythe e. V., unter Mitarbeit von Christoph Mock

Ders. (2011): Welche Ethik braucht die Caritas?, Limburg.